Was ist eine Komposttoilette? Wie entsteht aus Ausscheidungen Kompost? Warum ist es nützlich, Ausscheidungen zu kompostieren? Hier erhältst du alle Informationen zu der Funktionalität sowie den Vor- und Nachteilen von Komposttoiletten.
Komposttoiletten sind keine Erfindung der Gegenwart. Vielmehr führten Seuchenausbrüche, wie beispielsweise jener der Cholera im London des 19. Jahrhunderts, der auf die stinkenden Abwässer der Stadt zurückgeführt werden konnte und tausende Menschenleben kostete, dazu, dass man sich erstmals alternativen, wasserlosen Toilettensystemen zuwandte.
Letztendlich sollte sich jedoch die Wassertoilette, wie wir sie heute kennen, durchsetzen und bis Mitte des 20. Jahrhunderts auch die entlegensten ländlichen Winkel erreichen.
Die Idee von der umweltfreundlichen und wasserschonenden Toilettenvariante überdauerte allerdings und fand mitunter berühmte Verfechter. So baute der Architekt Friedensreich Hundertwasser in den 1970er Jahren eine eigene Komposttoilette und lobte deren Vorzüge.
Heutzutage findet die Komposttoilette wieder weitere Verbreitung, was auf die vermehrte Hinwendung zu ökologischen Gedankengängen, Permakultur und dem Aufleben der Selbstversorgerszene zurückzuführen ist.
Welche Funktionsweise einer Komposttoilette zugrunde liegt, wo sie bereits eingesetzt wird bzw. in welchen Bereichen sich ihr Einsatz anbietet sowie welche Vor- und Nachteile zu beachten sind, soll der folgende Beitrag aufzeigen.
Der Sinn und Zweck einer Komposttoilette lassen sich bereits aus deren Namen ableiten: Sie verarbeitet die menschlichen Ausscheidungen zu nährstoffreichem Kompost bzw. Humus. Das daraus entstehende nützliche Endprodukt schließt dann den natürlichen Kreislauf von Nahrungsproduktion, -zunahme und -ausscheidung.
Dabei „bedienen“ sich Komposttoiletten der Hilfe zahlreicher (Mikro-)Organismen. Wie zum Beispiel Kompostinsekten, Würmern, Bakterien, Algen und Pilze, welche Urin und getrocknete Feststoffe verarbeiten. Die Komposttoilette kommt darüber hinaus komplett ohne Wasser aus und braucht demnach auch keinerlei Anschlüsse. Das macht sie zu einer umweltfreundlichen und wassersparenden Alternative gegenüber herkömmlichen WC’s.
Wer nun schlussfolgern sollte, dass mit der wasserlosen Funktionsweise zwangsläufig üble Gerüche einhergehen, liegt jedoch falsch. Denn Einstreu, welches der Flüssigkeitsbindung der Ausscheidungen dient sowie ein Abluftsystem für den Komposter reduzieren anfallende Gerüche zuverlässig.
Das Prinzip einer Komposttoilette ist denkbar einfach. Wie oben bereits beschrieben, werden die Ausscheidungen gesammelt und anschließend zu Kompost zu verarbeitet. Als solcher können sie der Natur in nährstoffreicher Form zurückgeführt werden.
Die Kompostierung kann allerdings je nach Modell unterschiedlich erfolgen. Dabei bestimmt die jeweilige Bauart, ob im Toiletteninneren lediglich eine Vorkompostierung oder eine komplette Kompostierung, also vollständige Umwandlung der Ausscheidungen zu Komposterde erfolgt.
Dafür ausschlaggebend ist vor allem das Fassungsvermögen des Sammelbehälters. Modelle mit einer Kapazität zwischen 20 und 200 Litern fangen die Ausscheidungen meist nur auf. Sie lagern so lange im dem Behälter, bis seine Kapazität ausgeschöpft ist und die Hinterlassenschaften eine gewisse Vorkompostierung erreicht haben.
Um den Fermentierungsprozess zu beschleunigen, werden dem Sammelbehälter zudem häufig Heizstäbe oder Rührwerke (elektrisch oder manuell) eingesetzt. Dadurch wird zudem das Volumen der Hinterlassenschaften verringert. Schließlich wird der Behälter entleert und die Ausscheidungen auf dem Gartenkompost oder einer zentralen Sammelstelle entladen. Dort werden sie nach weiterer Ruhezeit vollständig kompostiert.
Bei Komposttoiletten mit integriertem Komposter findet die Zersetzung der gesammelten Exkremente direkt und vollständig in einem speziellen Bioreaktor statt.
Die Umwandlung der Ausscheidungen in fertige Komposterde dauert im Regelfall 24 Monate. Um die Zersetzung zu gewährleisten, benötigt der Auffangbehälter meist eine Kapazität von mehreren hundert Litern. Darüber hinaus muss bei Toiletten mit integriertem Komposter unweigerlich die Luftzufuhr reguliert werden.
Zum einen ist Sauerstoff für den Kompostierungsprozess unabdingbar, zum anderen entstehen bei diesem Fäulnisgase und Wärme. Diese müssen hin und wieder abgeleitet werden.
Diese Aufgabe übernimmt ein Belüftungssystem. Je nach Modell wird dabei entweder auf ein elektrisches Abluftsystem gesetzt, welches die Stromkosten erhöht und einen Stromanschluss voraussetzt. Alternativ wird die stromlose Abluftleitung gewählt, welche sich den Kamineffekt zu Nutzen macht. Dank diesem wird die beim Fäulnisprozess entstehende, aufsteigende warme Luft nach außen geleitet.
Je nach Bauart benötigen Toiletten mit integriertem Komposter zudem weiteres elektrisches Zubehör, wie etwa Drehbehälter, Heizstäbe oder auch Rührwerke, um die Kompostierung in Gang zu halten. Raffiniertere Modelle kommen jedoch weitgehend ohne Elektrizität aus und erhöhen ihre Umweltbilanz somit um einen weiteren Faktor.
Sowohl bei Modellen mit Sammelbehälter als auch jenen mit integriertem Komposter unterscheidet sich die Benutzung der Toiletten schließlich nur unwesentlich von der eines herkömmlichen WCs. Sowohl die Sitzposition als auch die Verrichtung des „Geschäfts“ sind identisch.
Lediglich auf die Spülung muss verzichtet werden, da ein Übermaß an Flüssigkeit den Kompostierungsprozess stören bzw. vollständig verhindern würde. Stattdessen wird auf die Hinterlassenschaften Einstreu gegeben.
Dieser Umstand mag bei der ersten Benutzung zwar etwas ungewöhnlich sein, hat jedoch sowohl finanzielle als auch umweltrelevante Vorzüge: Wasser ist ein kostbares Gut und durch die wasserlose Funktionsweise wird dieses nicht nur komplett eingespart, sondern muss anschließend auch nicht aufwändig wiederaufbereitet werden. Zudem gleichen sich dadurch die Anschaffungskosten der Komposttoilette in kurzer Zeit wieder aus.
Das verwendete Einstreu dient der schnelleren Trocknung sowie der Geruchsbindung und -minimierung der anfallenden Ausscheidungen. Gleichzeitig wird somit die Feuchtigkeit im Auffangbehälter reguliert, was dem Kompostierungsprozess förderlich ist.
Da die Ausscheidungen in einem einzigen Behälter aufgefangen werden, ist nach jedem Toilettengang eine große Menge Einstreu nötig, um den Urin vollständig zu binden. Dabei übersteigt die Menge an erforderlichem Einstreu dabei jene, die bei alternativen Toilettensystemen zum Einsatz kommt, wie beispielsweise TROBOLO-Trenntoiletten, um ein Vielfaches.
Geeignete Streumaterialien sind Rindenmulch, Sägespäne oder ähnliches zellulosehaltiges Material. Auch unbelastetes (Toiletten-) Papier kann bedenkenlos hinzugegeben werden. Dank Einstreu und Abluft wird die Geruchsbildung somit erfolgreich reduziert.
Das macht die Komposttoilette zu einer wasser- und stromsparenden sowie hygienischen Alternative zum herkömmlichen WC. Die fertige Komposterde kann schließlich als Dünger für Zierpflanzen verwendet und so der Natur zurückgeführt werden.
Trotz des cleveren Prinzips einer Komposttoilette, funktioniert diese nicht ohne Zubehör. Glücklicherweise beschränkt sich dieses auf nur wenige Komponenten. Die Entsorgung und Reinigung funktioniert nahezu genau so einfach wie die Benutzung der Komposttoilette selbst. Schauen wir uns die drei Aspekte mal genauer an.
Das benötigte Zubehör einer Komposttoilette ist bei den meisten Modellen recht einheitlich. Die vielleicht wichtigste Komponente aller Trenntoiletten ist das Einstreu. Um die entstehende Feuchtigkeit der Ausscheidungen zu binden und der Geruchsbildung vorzubeugen ist dieses unabdingbar. Modelle mit elektrischem Abluftsystem oder weiterer elektrischer Vorrichtungen, wie Rührwerke, etc., benötigen darüber hinaus einen entsprechenden Anschluss.
Die Entsorgung der Ausscheidungen erfolgt je nach Modellausführung unterschiedlich. Komposttoiletten ohne integrierten Komposter sind auf eine externe Kompostanlage angewiesen, auf dem die gesammelten Ausscheidungen inklusive Einstreu entleert werden können.
Für eine möglichst effiziente Kompostierung ist ein geschlossener Schnellkomposter empfehlenswert. Ein herkömmlicher Komposthaufen ist jedoch ebenfalls geeignet. Hier sollten die Hinterlassenschaften schließlich mindestens 24 Monate lang ruhen.
Die Zugabe anderer biologischer Abfälle aus Garten und Küche gewährleistet dabei deren vollständige Kompostierung. Regenwasser hingegen könnte dem Prozess schaden, sodass eine Abdeckung in Form einer Plane oder Ähnlichem ratsam ist.
Modellen mit integriertem Komposter kann die fertige Komposterde – ebenfalls nach einer Ruhezeit von mindestens zwei Jahren – direkt entnommen und zur Düngung von Zierflächen, Blumen, Bäumen und Sträuchern verwendet werden.
Die Reinigung einer Komposttoilette unterscheidet sich schließlich nur geringfügig von der eines herkömmlichen WCs. Auf Toilettenbürste und aggressive Reinigungsmittel kann dank der wasserlosen Funktionsweise verzichtet werden.
Auch äußerlich ist kein größerer Reinigungsaufwand von Nöten als bei handelsüblichen WCs. Da sich diese in Optik und Benutzung nur unwesentlich voneinander unterscheiden, ist im Regelfall nur das feuchte Abwischen der Sitzfläche notwendig. Die Reinigung des Komposters erübrigt sich aufgrund dessen Funktion als Zersetzungs- und Fermentierungsanlage.
Komposttoiletten eignen sich grundsätzlich sowohl für den Innen- als auch für den Außenbereich. Letztendlich entscheidet die Modellausführung über den jeweiligen Standort. Toiletten mit integriertem Komposter können aufgrund des großen Reaktorvolumens nicht so flexibel aufgestellt werden, wie Modelle mit kleinerem Auffangbehälter. Bei ausreichend verfügbarem Platz, kann jedoch auch diese Komposttoilette im Innenbereich verwendet werden.
Dank ihrer wasserlosen Funktionsweise, sind Komposttoiletten insbesondere für Orte ohne Anschluss an die Kanalisation prädestiniert. Sie eignen sich daher vor allem als Toilette für den Garten, Golfplätze, Hundeschulen, Reiterhöfen und auch für unsere Kleinen als Toilette im Kindergarten.
Aber auch als Toilette im Tiny House, Ferienhaus oder Wochenendhaus kommt die Komposttoilette in Frage. Sofern die Modelle auf elektrische Abluft oder anderes elektrisches Zubehör, wie Rührwerk oder Heizstäbe setzen, ist allerdings ein vorhandener Stromanschluss eine notwendige Voraussetzung.
Wir haben nun herausgefunden, dass Komposttoiletten eine ökologische und autarke Lebensweise ermöglichen. Zugleich sind sie langfristig eine kostengünstige und hygienische Alternative zum herkömmlichen WC.
Abschließend stellen wir die Vor- und Nachteile noch einmal gegenüber:
Für uns steht fest: Mit einer Komposttoilette kann man nichts falsch machen. Ganz egal für welches Modell du dich entscheidest, dir und der Umwelt tust du damit etwas enorm Gutes.
Viel Spaß damit!
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